22. März bis 4. Mai 2024
Eröffnung Freitag, 22. März 2024, 19 Uhr
Ab 21 Uhr im +BASEMENT: GUZZI & SCUZZO LP-Release, DJ-Set mit Bottrop Bwoy aka Thomas Geier und Yo Shino
Steffen Jopp
„In meiner Arbeit präzisiere ich Formen der Selbstwahrnehmung und stelle sie einer nervösen Umwelt gegenüber. Daraus werden Identitätsschablonen, ähnlich zu Selbstporträts, die in verschiedenen Techniken entstehen. Sie sind immer körpernah. Diese Porträts funktionieren als universelle Verbundsysteme zwischen emotionaler Innenwelt, Traum und Wirklichkeit. Auch aus den Paradoxa von menschengemachter Umwelt und sozialer Interaktion.
Über die Jahre hat sich mein Werk von druckgraphischen Arbeiten auf Papier und Videoperformances immer weiter präzisiert und verdichtet. Inzwischen verwende ich für verschiedene Werkgruppen unterschiedliche Materialien. Aus dünnen, polierten Edelstahlblättern werden gefaltete, dünnwandige Körper, die an der Wand montiert sind. Durch Einschnitte, händisches Falten und Verformen entstehen daraus Visiere oder Schutzschilde, die eine maskenhafte Erscheinung annehmen. Ihr Maßstab steht allerdings weit über dem menschlichen Maß. Sie sind spiegelpoliert. Deswegen verändern sie visuell den tatsächlichen Raum, in dem sie befestigt sind. Zersplittern aber sogleich Informationen von außen, wie alle Subjekte und geben sie verkompliziert zurück. Freistehende Skulpturen aus Aluminium, Kupfer oder Messing sind bioamorphe Skelette, die nackt und ohne Hülle im Innen- und Außenraum stehen. Häufig benutze Materialien sind Metalle und Tierleder. Ich kann sie sehr zielgerichtet falten, biegen, brechen, verbrennen und zerkratzen. Sie sind extrem belastbar, beständig und haltbar.
Auch Teil meiner Arbeit sind Fotografien vom eigenen Körper als flexibles Interface und Haut als Kommunikationsorgan. Die Motive sind wie Mikroskopien von Landschaften, direkt auf Rinderleder oder Kupfer gedruckt, teils abgekratzt oder mit Lösungsmitteln abgetragen.
Ich betrachte und beurteile ständig meine Umwelt und die Menschen um mich herum. Doch rücken die fertigen Werke oft in ein humanoides oder anthropomorphes Feld ab.
Die Arbeiten können sowohl als rau und altertümlich gelten, als auch schon immer als Teil von Zukunftstechnik und im Geist des Science-Fiction gelesen werden. Mein Versuch ist es dann wiederum, diese in mein emotionales und weltliches System zurückzuholen.“
Moritz Riesenbeck
„Ich untersuche das Reale, die Erinnerungen, die Spuren, die Emotionen, die wir hinterlassen und durch die wir unsere Realitäten konstruieren. Unsere Verbindungen zu Orten, Architekturen und Objekten sind durch diese Faktoren bedingt, nach denen ich suche und deren Wahrnehmbarkeit ich herstelle. Ich suche, verbinde und visualisiere Informationen. Alle Bestandteile wie eine Wohnung, eine erzählte Geschichte oder eine Person können zum Material werden. Momente, in denen wir uns mit unserer physischen Umwelt verbinden, bilden komplexe mentale und/oder physische Ansammlungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – eine Wohnung wird zur Erinnerung eines Menschen, eine Rettungsmatratze zur Erinnerung eines Körpers. Ich versuche, diesen Zustand atmosphärisch erlebbar zu machen.“
Moritz Riesenbeck, Jahrgang 1991, studierte zunächst Architektur in Münster und arbeitete dort als Tutor im Fachbereich Geschichte und Theorie. Parallel dazu begann er ein Studium der Kunst im öffentlichen Raum an der Kunstakademie Münster bei Prof. Löbbert und wechselt 2018 in die Klasse von Prof. Gregor Schneider an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er 2022 sein Studium als Meisterschüler abschließt. Riesenbeck ist Herausgeber von Künstlerbüchern, Gründungsmitglied von About Repetition e.V., dem Sono-Kollektiv, as Außerdem ist er Mitarbeiter der Gruppe Impersonal Figure und derzeit Dozent an der ABK-Stuttgart für Architektur und Industriedesign.
Emil Walde
Das Werk von Emil Walde ist untrennbar mit dem Raum verbunden, denn seine Arbeiten vereinen skulpturale und räumliche Merkmale, schwanken zwischen beiden Begriffen, und weigern sich dennoch, eine statische Position innerhalb dieser einzunehmen. Dieser Widerwille des Künstlers, sich einer exakten Definition zu bedienen, ermöglicht es den Betrachter*Innen, die konzeptuellen Bedeutung seiner Arbeit peau á peau zu erforschen. Die Variation ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Durch die Wiederverwendung von Objekten entfernt Walde deren ursprüngliche Bedeutung, die ihre Qualitäten definiert, um sie dann in einem neuen Kontext zu präsentieren, in dem alle früheren Vorstellungen davon verschwinden und in eine neue Erzählung übersetzt werden. Eines der Hauptmerkmale von Emil Waldes Arbeiten ist, dass deren Narrativ erst durch die betrachtende Person definiert wird. Die Bedeutung ist auf den ersten Blick unklar. Eines der Hauptcharakteristika von Emil Waldes Arbeit ist, dass die Interpretation der Person, die mit den Werken konfrontiert wird, erst noch bestimmt werden muss. Die Positionen der Betrachter*Innen regen die Reflexion durch Beobachtung an und beeinflussen folglich die Wahrnehmung der Betrachter*Innen. (Felix Fischer)
Emil Walde, geboren 1991 in München, begann sein Studium 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Gereon Krebber. 2015 wechselte er zu Prof. Franka Hörnschemeyer und Gregor Schneider und wurde 2021 Meisterschüler von Franka Hörnschemeyer.