Gestern abend, 7. Mai, war die Ausstellungseröffnung “Dieter Kränzlein: Arbeiten in Stein”. Zahlreiche Besucher freuten sich über ein Wiedersehen mit dem Stuttgarter Künstler und seinen Werken. Die Bilder geben einen Eindruck von der Ausstellung vor Beginn der Eröffnung.
Dieter Kränzlein wurde 1962 in Stuttgart geboren, machte eine Ausbildung zum Steinbildhauer, und kam 1985 zu dem ungarischen Bildhauer Franz Dàkay, der ihn über Jahre unterrichtete. Kränzlein war fasziniert von seiner Person, von seinen Werken und der ungemein spannenden Atmosphäre im Atelier des 71-jährigen Künstlers. Dàkay arbeitete vorwiegend figurativ, schuf wunderbare Akte und war ein glänzender Zeichner und Maler. Mit dem Erlernen der Grundlagen bei diesem herausragenden Lehrer war für Kränzlein der Weg frei, seine eigenen abstrakten Arbeiten zu entwickeln. Diese präsentierte er erstmals 1989 der Öffentlichkeit, und seither ist er als freischaffender Künstler tätig. Er lebt und arbeitet in der Nähe von Stuttgart.
Im Vordergrund steht bei der Gestaltung des Steins die Struktur, mit der Kränzlein die Arbeiten überzieht. Diese Struktur entsteht aus dem rhythmischen Ansatz der Trennscheibe, die sich in verschiedenen Bearbeitungsmustern in den Stein frisst. Farbe spielt nur bedingt eine Rolle, da sie in erster Linie dazu dient, die Licht- und Schattenkontraste zu vertiefen. Die erste Variante dieser strukturalen Arbeitsweise ist ein Muster, das die gesamte Oberfläche mit kurzen Schnitten, kreuz und quer, überzieht, und sie stark aufklüftet, vergleichbar etwa mit mancher Korallenart, oder auch mit einem grobflorigen Teppich. Diese textile Assoziation widerspricht aber der Stacheligkeit, die sich bei der ersten Berührung zeigt. Es ist gerade die Spannung zwischen Anziehung (das Weiche) und Abwehr (das Stachelige), die den besonderen Reiz dieser Struktur ausmacht.
Immer wieder fordert Kränzlein vom Stein das Unmögliche: Er soll sich biegen und dehnen, elastisch und leicht machen. Vergleiche mit Textilien, organischen Strukturen und Schriftsätzen liegen nahe, und zeigen, dass Kränzlein die Attribute des Gesteines häufig in Frage stellt: Der Stein ist mehr als anorganische Masse, sein Ausdruck und seine Eigenschaften sind veränderlich, unter den Händen des Künstlers stecken in ihm unendlich vielfältige Möglichkeiten.