Nach unserer letzten Ausstellung mit Martin Schwenk zeigen wir mit Armin Hartenstein eine weitere hochaktuelle Bildhauerposition, wenngleich Hartenstein sich selbst wohl eher als Maler versteht. Diese Bezeichnung fasst aber aus mehreren Gründen zu kurz. Betrachtet man die großformatigen Arbeiten: Eine in sich geschlossene Bergformation wird quasi skulptural gesehen, aus ihrem Kontext herausgeschält. Der Bildumriss markiert den Umriss der Bergformation, der Bildträger ragt auf verschiedene Weise in den Raum. Und schließlich illusioniert die Malweise selbst Räumlichkeit.
So ist Hartenstein Bildhauer im eigentlichen Wortsinn: In seiner Serie „Mes Amis de Emmanuel Bove“ verformt er kleine gefundene Bruchstücke aus Sperrholz, Karton, Linoleum, Kunststoff und anderen Materialien weiter, bricht Stücke ab, fügt andere hinzu. Gleichzeitig setzt er illusionistische Zeichnungen und Bemalungen auf das Werkstück, mit denen Landschaften oder Landschaftsausschnitte assoziiert werden. In einem offenen Dialog von Malerei und plastischem Arbeiten entsteht das Werk.
In dieser Mittelstellung zwischen Malerei und Bildhauerei hinterfragt Hartenstein permanent die Grundlagen beider Gattungen. Der Betrachter ist ständig in der Position, seine Vorstellung und Erfahrung von Landschaft zu überprüfen, sich in diese hinein zu vertiefen. Insbesondere in den neuesten Arbeiten, die nur mehr einen Hauch des erdachten Berges verspüren lassen. Hier liegt die große Qualität der Arbeiten von Armin Hartenstein: Dass sie in ihrer Reduziertheit uns immer wieder neues entdecken lassen, in der Lage sind, Blickwinkel und Vorstellungen vollständig zu verschieben.
Armin Hartenstein. Havarie.
26. Mai bis 30. Juni 2012